Die Projekte
1001nackt, 2004 - 2008
Internationales Projekt
Luzie in der Geisterstadt
Luzie am Mittelpunkt der Erde
Luzie am Yangste
Luzie auf der Grossen Mauer
Luzie auf der Grossen Mauer
Luzie auf dem Löwen am Ming Grab
Luzie auf Life-Jacket Shanghai
Luzie vor der Terrkotta-Armee
Luzie in der verbotenen Stadt
Luzie im Museums-Shop
Villach, Mit Lilith
Villach, Frauenfeld
Villach, Ausstellungseröffnung Villach
Tangshan, Künstlerin im Hintergrund
Tangshan, Installation
Heidelberg, Die Nackten und die Zuschauer
Eröffnung
Heidelberg, Kreis von Luzies
Aufbau
Villach vor der Ausstellung
Heidelberg, Frauenfeld und Gäste
Tangshan, Eröffnung mit Anette Mertens
Galerie Heller, Heidelberg
Heidelberg, Frauenfeld
Heidelberg,Künstlerin und Galeristin
Tangshan, Kameliendamen
Lilith, Urmutter
Gedrehte Keramische Skulptur
Foto 1001nackt F. Warth
Foto 1001nackt F. Warth
Foto 1001nackt F. Warth
Nr.1 aus 1001nackt
Lilith, Keramik Figur, h 32cm,
Auflage 77
Nr. 2 aus 1001nackt
Lara, Keramikfigur, h 30cm,
Auflage 77
Nr. 3 aus 1001nackt
Lola, Keramik Figur, h 28cm,
Auflage 77
Nr. 4 aus 1001nackt
Lulu, Keramik Figur, h 26cm,
Auflage 77
Nr. 7 aus 1001nackt
Larissa, Keramikfigur, h 21cm
Auflage 77
Nr. 8 aus 1001nackt
Lisa, Keramikfigur, h 19 cm
Auflage 77
Nr. 9 aus 1001nackt
Linda, h 17cm, Auflage 77
Meine Keramik Figuren verkörpern Mut und Grazie. Sie drehen sich um sich selbst, stehen breitbeinig da, schamlos, in sich ruhend.
Im Ofen
Kunstakademie Breslau
Von oben gesehen
Eröffnung der Ausstellung in Breslau, April 2007
30qm geballte Weiblichkeit
Eröffnung der Ausstellung in Breslau, April 2007
Von Frauen und Männern
Eröffnung der Ausstellung in Breslau, April 2007
Villach, Eingang Galerie Freihausgasse,Villach
Die erste Ausstellung von 1001nackt
Tangshan, Eröffnungsrede
Offizielle Begrüßung
Seit nunmehr zehn Jahren beschäftige ich mich mit expressiv fülligen, opulenten Frauen formen. Die viel beachtete Ausstellung bdquo;Einmalfünfzig“ im Wiesbadener Rathaus im Jahre 2000, eine Reihung von fünfzig gleich großen, aber in Ausdruck und Haltung unterschiedlichen Figuren, markiert dabei den Beginn meiner Annäherung an den „massenhaften“ Auftritt meiner Protagonistinnen. Die Idee zu dem Projekt 1001nackt entwickelte sich folgerichtig und endgültig dann im Jahr 2005.
Eintausendundeine nackte Frauenfiguren sollten in einer Installation gezeigt werden. Dass dies nicht mehr mit herkömmlichen keramischen Herstellungstechniken zu bewältigen war, lag auf der Hand. So bekam die Abformung und die Vervielfältigung der Urmutter Lilith, der Hauptfigur eines vorangegangenen Projekts, etwas überaus Sinnhaftes. Aus dieser Lilith heraus entstanden nämlich13 unterschiedlich große Varianten mit jeweils 77 Figuren, wobei die Multiplikation der beiden Zahlen eben 1001 ergibt, nicht zufällig auch an die orientalischen Märchenerzählungen der Scheherazade erinnernd, die mit großer Klugheit und erzählerischer Kraft ihr Überleben sicherstellte, denn sollte sie in Schweigen verfallen, hätte sie ihr Leben verwirkt.
Zugleich ist diese große Ansammlung von Frauenfiguren auch als Gegenentwurf zu der berühmten chinesischen Terrakotta-Armee gedacht. Den im Kaisergrab militärisch aufgestellten bewaffneten Soldaten wird eine kleinere weibliche „Armee“ entgegengestellt, die sich jedoch unbewaffnet, nackt, selbstbewusst und wenig diszipliniert zeigt. Der Terrakotta-Armee war ursprünglich keine kommunikative Rolle zugedacht; sollte sie doch im Geheimen und im Jenseits wirken. In fast 2000 Jahren drang tatsächlich keine Kunde davon ins Diesseits. Vom Tag der ersten Ausgrabung an aber wurde über kaum ein von Menschenhand geschaffenes Kunstwerk soviel geredet und geschrieben. Ein Kommunikationstool par excellence war entstanden.
Diesen meinen beiden weltberühmten Inspirationsquellen ist also ein großes Maß an kommunikativer Kraft zueigen. Aber auch meine tausendundeine Nackten fordern die Betrachter zur Kommunikation auf, genauer gesagt zur Auseinandersetzung mit den eigenen Vorstellungen von Körpernormen, Schönheitsidealen und Selbst(un) -sicherheiten und regen an zum Aus tausch genau darüber.
Je nach Standpunkt des Betrachters ändert sich auch die Struktur der gesamten Installation. Man entdeckt neue Gruppierungen, neue Zu- und Ab -gewandtheiten und die laufende Veränderung der Kommunikations-Situation der Frauen-Figuren untereinander. All dies wird vom Publikum wahrgenommen und immer wieder ausführlich kommentiert.
Und obwohl ihre Nacktheit deren Dickleibigkeit bewusst betont, wirkt beides nicht provozierend, sondern weist eher auf einen paradiesischen Urzustand hin, ohne soziale und kulturelle Zuordnungen. So erlebt das Publikum, dass die Masse von derartig vielen dicken Frauen-Gestalten zumindest für einen Augenblick gesellschaftliche Vorstellungen gründlich aushebeln kann. Könnte dies auch den über zweitausend chinesischen Besuchern der Ausstellung in Tangshan so gegangen sein, die noch wesentlich ausgeprägter als die westliche Welt ein ätherisches und gazellengleiches Frauenideal im Kopf haben? Um dem von mir mit diesem Projekt beabsichtigten kommunikativen Effekt gerecht zu werden, musste ich meine nackte Schar von Frauen ins Gespräch bringen, mussten sie in ihren 77 Kisten über Land und übers Meer ihre Botschaften in die Welt tragen, nach Deutschland, Österreich, Polen, China und zurück. Nach drei Jahren nun sind sie endgültig flügge geworden, so dass sie nach ihrer letzten Versammlung in Heidelberg getrost auseinander gehen können. Das Bild ihrer Gemeinsamkeit bleibt bestehen, auch wenn sie nun als Individuen entlassen werden zu ihren neuen Besitzern.
Theresia Hebenstreit, im November 2008