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Bild und Ton 2013

Erweiterte Ansichten

Autor: Theresia Hebenstreit

Seit nunmehr 30 Jahren lebe und arbeite ich als selbstständige Künstlerin in Wiesbaden. 1983 eröffnete ich die Werkstatt in der Scheffel-Straße und seit 1993 arbeite ich in Wiesbaden-Dotzheim, in meinem „Damensalon“.

Dort entstanden und entstehen meine kleinen weiblichen Keramik-Figuren.

Sie sind für mich ein unglaublicher Schatz, sie behaupteten und bewährten sich in großen Ausstellungen, wie im Projekt 1001nackt in China, Polen, Österreich und Deutschland. Sie füllen lässig große Räume, sie zaubern den Betrachtern und Betrachterinnen ein Lächeln ins Gesicht, sie regen an und regen auf, sie bringen die Menschen zum Reden und zum Diskutieren. Kleine selbstbewusste Keramikfiguren, die Reaktionen hervorrufen wie:

„Aufgrund einer Postkarte habe ich auf Ihrer Website gestöbert und war einfach nur im Glück.“

Nicht das Dick- oder das Dünn-Sein ist entscheidend für den Ausdruck meiner Keramik-Figuren. Immer ging es mir um die Haltung, die dahinter steht, die Selbstverständlichkeit, die Zugewandtheit, den liebevollen Blick, den auf sich selbst und auf die Anderen.

Meine Haltung diesen Keramik-Figuren gegenüber habe ich immer wieder überprüft und neu justiert. Es kamen andere Aspekte hinzu, Alter und Krankheit, Sehnsüchte und neue Befindlichkeiten. Daraus entwickelte sich ein neues kreatives Wollen, das nun zunehmend auch in der Malerei seinen Ausdruck findet.

Unter anderem lockten mich die Gesichter von mittelalterlichen Madonnen- und Heiligensklupturen in ihrer unendlichen Vielfältigkeit und schließlich fing ich an, sie mit Leidenschaft und Lust zu malen. Die Gegensätze zu den Keramikfiguren könnten vordergründig nicht größer sein; hier das selbstbewusst-herausfordernde Stehen und Schauen, dort das geneigte, zurückhaltend-demütige nach innen blicken. Aber ganz offensichtlich ist auch das eine meiner Haltungen, sonst gingen sie mich nichts an.

In sparsamen Grau- Weiß- und Schwarztönen habe ich versucht, ihre variantenreichen Gesichter, ihre Jugendlichkeit und Anmut herauszuarbeiten und zu betonen. Den anonymen Modellen, sicher meist interessant aussehenden Mädchen aus dem Volk, wollte ich ihre Individualität zurück geben, ähnlich wie ich in der Keramik versucht habe, meinen inneren Gesichtern Ausdruck zu geben.

Die Arbeit mit dem Pinsel war wie plastisches Gestalten. Es entstanden reizvolle malerische Umsetzungen der behauenen oder geschnitzten Gesichter, die unter dem Titel „Vom Angesicht“ Anfang 2012 im Frauenmuseum Wiesbaden ausgestellt wurden.

Mit diesen erweiterten malerischen und keramischen Mitteln werde ich die Facetten eines komplexen Weiblichkeitsbildes weiterhin ausloten.

 

In mir gibt es offensichtlich eine vielschichtige Verbindung von beiden Genres, nämlich von Bild und von Ton.