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Antje Fuß, Mal sehen was morgen war, thalhaus 2013

Antje Fuß

 

Mal sehen was morgen war,

das ist auch so ein Satz, und genau wie die vielen anderen Details in den Bildern von Antje Fuß ein Stolper-Stück, ein Hängenbleib und Nachdenk-Fund-Stück, ein Leichtigkeits-Ding, was einen kleinen Widerhaken hatte, der sich im Kopf der Künstlerin einhakte wie ein Samenfädchen vom Löwenzahn, und dort begann, erst zarte Wurzeln zu schlagen, schließlich in einem Bild zu landen und dort eine Art neues Leben zu beginnen. Zusammen mit anderen Fundstücken, zwischen blassen Farben, zwischen Wachs, Rost, Kreide, Bitumen oder Textfragmenten gedeihen diese Samen, wachsen in neuen Räumen, fügen sich, ordnen sich neu, um - zumindest der Künstlerin zunächst einmal-SINN zu geben.

Ihre Fundstücke sind sinnvoll und ihre Anordnungen auch!

Ob es uns, den Betrachtern Sinn macht, steht auf einem anderen Blatt, bedeutet wie immer in der Kunst, hinsehen, verweilen, verknüpfen, nach-denken.

Und dann, auf einmal, beim Besuch in ihrem Atelier macht es mir plötzlich Sinn. Ich verstehe, warum eine Farbe, ein Gegenstand, eine Umrisszeichnung genau dahin gehören.

Wir drehen uns staunend im Atelier, wenden uns hier hin und dort hin, entdecken unentwegt Neues, Passendes, Spielerisch-Leichtes, eine starke Farbe, die plötzlich ihre Entsprechung findet und nach dem Bild daneben verlangt, ein kleiner Kasten der sich mit anderen Kästen um den 1. Preis für die phantasievollste Kombination  bewirbt,  alles gehört genau so, und wir fangen an zu sehen was morgen war und was gestern ist und es macht uns SINN.

Ihre Geheimnisse und Geflechte entstehen auf einer festen Filzpappe, die sie auf Holzrahmen aufzieht. Leinwand würde dem oft rohen, manchmal fast wütenden Auftrag all ihrer Materialien nicht standhalten.

Das ist spielerisch und humorvoll, aus tiefem Ernst geboren, um die Welt zu vergrößern, wie sie sagt, wie damals, als sie mit Hilfe ihres Dreirädchens begann, die Welt zu erkunden mit diesem ersten Fahrzeug, das ihren Radius im verkraftbaren Maß erweiterte. Der Radius wurde größer  und weiter und die Welt wurde schneller als sie verkraftbar ist und die Sehnsucht nach den Beschränkungen des Dreirades schwappt hoch, hakt sich fest und findet ihren Weg ins Bild, gesteuert von dem erwachsenen, künstlerisch ausgebildeten Blick, sicher platziert.

Diesen künstlerischen Blick erwarb Antje Fuß (natürlich schon als Kind auf ihrem Dreirad, noch in großer Geborgenheit) dann an der Fachhochschule Ottersberg, wo sie von 1987- 1991 bildende Kunst studierte. Bereits seit 20 Jahren ist sie selbstständige Künstlerin, wobei zwei Kunstpreise, in Neuwied  und in Trier, ihre große Professionalität bestätigen, so dass die verlorene Geborgenheit der Kindheit nun durch Anerkennung ersetzt wird.

Ihr Atelier, ein spröder Ort in einer ehemaligen Fensterfabrik im einem Industriegebiet in der Nähe von Bonn scheint der richtige Platz zu sein für ihre ausdauernde und konsequente Arbeit an ihren verrätselten Werken. Nichts lenkt ab, kein Cafe in der Nähe, keine reizvolle Landschaft, sondern Betonspargel säumen den Horizont, ohne preiszugeben, was sie einmal werden wollen. Offen und Unfertig, ein bisschen so, wie ihre Arbeiten manchmal wirken. Als kämen Affe oder Hase gleich um die Ecke und fänden selbstverständlich ihren Platz hier. 

Ich wünsche Ihnen Kunstgenuss hier im thalhaus, erzählen sie von unseren Ausstellungen (immerhin die 50.), die wir mit großer Sorgfalt und viel Engagement zusammenstellen. Ich freue mich sehr, dass wir ab jetzt Hanne Hocke mit im Boot haben, die ihre langjährige Erfahrung bei der Taunussteiner MachArt mit einbringt.

Dank an Antje Fuß, die uns ihre Arbeiten für diese Ausstellung zur Verfügung stellt und Ihnen allen Dank fürs Kommen.