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Julia Belot, thalhaus, 2011

30. Januar - 27 März 2011

Rede für Julia Belot

Ausstellung im thalhaus Wiesbaden vom 30. Januar bis 27. März 2011

Herzlich willkommen zu dieser Ausstellung mit den farbenprächtigen Blumenportraits von Julia Belot. Ganz bewusst haben wir uns aus ihrem großen malerischen Oeuvre die Blumen- und Pflanzenbilder gewählt. Die Themengruppe der Menschenbilder können sie im Februar in zwei Ausstellungen gar nicht so weit von hier sehen. Die Sparkasse Simmern hat für ihre einmal jährlich stattfindende  Ausstellung Belot gewählt, und das Museum Neu Isenburg hat bei ihr zwei Portraits in Auftrag gegeben und wird gleichzeitig in der städtischen Galerie eine Einzelausstellung dazu zeigen.

Soviel zur „Vielausstellerin“ Julia Belot, wie eine Wiesbadener Zeitung, fast schien es mir, etwas abfällig bemerkte. Ich finde diesen Schaffensdrang großartig. Sie ist nicht nur ungeheuer virtuos, sie ist auch ungeheuer fleißig.

JULIA BELOT hat zunächst Biologie in St. Petersburg studiert, bevor sie sich als klassisch-akademische Malerin ausbilden ließ, was beides unverkennbar ihren Bildern anzusehen ist. Sie malt so, wie es nur noch wenige können. In Zeiten der beliebigen Reproduzierbarkeit von Bildmaterial mit Hilfe des Computers ist es nicht mehr unbedingt nötig, dass man aus dem Kopf eine Hand, ein Gesicht oder eine Blüte malen kann. Man übermalt Fotos oder Projektionen und keiner merkt es. Julia Belot malt frei, mit feinem Gespür für Farben und Proportionen in groß- und kleinformatigen realistischen Gemälden. Ihre Malerei ist sicher und schnell, schauen sie sich den Duktus ihres Pinsels genau an, man wird fast schwindelig bei der Vorstellung, mit welcher Geschwindigkeit und Konzentration sie die einzelnen Striche platzieren muss, um die Bilder so über und über mit Farbe zu bedecken. Und doch sind sie nie undurchlässig, sondern bleiben transparent und leuchtend.

Wenn die Form, die Farbe und das Leben zusammenkommen, dann hat das für Julia Belot fast religiöse Dimensionen. Sie möchte die Präsenz des Lebendigen mit Hilfe der Malerei durchdringen, verstärken und auf eine andere Ebene transformieren. Stillleben interessieren sie nicht, immer geht es um das Lebendige, auch wenn sie die schon Verstorbenen oder das schon gestorbene malt. Ob das Blumen, Pflanzen oder Menschen sind, die Durchdringung und Wertschätzung des Lebendigen ist ihre Bestimmung. Das alles sind Sätze, die mir Julia Belot sozusagen in die Feder diktiert hat, wichtige sinnhafte Sätze, die ihr Tun erhellen.

Erhellung, das ist ohnehin ein Teil ihrer Malerei, sie erhellt das zu Grunde-Liegende, das Davor-Gewesene, wahrt das Durch-Scheinende, sie bringt Licht in den Schatten, der so jede Bedrohung und alles Unheimliche verliert und auf fast tröstliche Weise nur noch der Kontrastierung und Hervorhebung des Lichten dient.

Selten sah ich moderne Malerei, die das Erhellen des Dunklen so virtuos vermocht hat, wie die Malerei von Julia Belot.

Und auch, wenn wir hier „nur“ die Blumen und Pflanzenportraits ausgestellt haben, möchte ich doch kurz auf ihre beeindruckenden Menschenportraits eingehen.

Vielleicht haben ja einige von ihnen das Frauenportrait am Schillerplatz gesehen, was dort im Rahmen der BBK Ausstellung Zeitgleich im Schaufenster der Sparda Bank hing.

Ich sagte vorhin, dass auch, wenn sie die schon Verstorbenen malt, ihr Augenmerk auf dem Lebendigen liegt. Ihr jüngstes Projekt mit jüdischen Portraits aus der Zeit vor der Shoa hat genau das zum Thema: Es gab eine Zeit davor, es gab eine lebendige, glückliche, normale Zeit von jüdischem Leben in Deutschland, eine Zeit, die aber durch die monströsen Verbrechen der Nazis mit ausgelöscht worden ist. Von dieser Zeit möchte Julia Belot wenigstens die Erinnerung wieder lebendig machen. Und genau das ist bereits passiert: Eine Verwandte der abgebildeten Kate Finley Freundlich, die als Jüdin vor den Nazis fliehen musste und so überlebte, hat das Bild ihrer Tante erkannt und mit Julia Belot Kontakt aufgenommen. Das ursprüngliche Foto aus dem Aktiven Museum Spiegelgasse in Wiesbaden konnte sie mit weiteren Aufnahmen, Erzählungen und Erinnerungen ergänzen und so einen lebendigen Austausch beginnen. Eine sinnhafte Form des Gedenkens, ausgelöst durch ein lebendig gemaltes Portrait eines verstorbenen Menschen.

Die Malerei von Julia Belot erregt immer mehr Aufmerksamkeit, was sich in Anerkennungen und Preisen niederschlägt, so unlängst der Preis der Stadt Anweiler, der ihr eine Einladung nach Italien einbrachte, wo sie sich 10 Tage mit 5 anderen Preisträgern im herbstlichen Bergamo auf die dortige Flora und Fauna einlassen konnte. Das große Bild „Bergamo“ ist die Frucht dieses Aufenthalts, wohlgemerkt im Herbst, die weißen „Blüten“ sind Samenstände....

Diese Malerin wird noch viel ausstellen und ich freue mich, immer wieder teil haben zu können an dieser fulminanten Malerei.

Ihnen wünsche ich nun inmitten dieser kraft-strotzenden Natur lebendiges Genießen. Vielen Dank.

www.julia-belot.com